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Berlin war als brandenburgisch-preußische Residenzstadt und später Reichshauptstadt politisches Entscheidungszentrum des deutschen Kolonialreichs und ein prominenter Ort für koloniale Wissenschaften, Technik- und Kulturproduktion. Hier fand 1884/85 die folgenschwere Berliner Afrika-Konferenz statt – ein Schlüsselmoment für das europäische Kolonialprojekt, bei dem koloniale Grenzziehungen auf dem afrikanischen Kontinent konsolidiert wurden. Als Hauptstadt eines imperialen Staates war Berlin bereits im späten 19. Jahrhundert Ziel für koloniale Migration – insbesondere aus den deutschen Kolonien – und entwickelte sich so zu einem internationalen Zentrum antikolonialen Widerstands. Lange verdrängt und ausgeblendet, gewinnen diese historischen Ereignisse und Entwicklungen seit kurzen an Präsenz: auf Initiative zivilgesellschaftlicher Gruppen und der Community entstehen endlich Erinnerungs- und Aufarbeitungskonzepte die einen kritischen Umgang mit der Kolonialität der Stadt fordern und die städtischen Erinnerungskultur transformieren. Das Modellprojekt Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt ist ein Versuch neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Institutionen und kritischer Zivilgesellschaft zu finden und so trotz der inhärent prekären und lückenhaften Quellenlage in öffentlichen Archiven kolonialisierte Menschen als Subjekte und als immanenten Teil der Berliner Stadtgeschichte zu rekonstruieren.
Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe Protest in der Stadt: Ästhetisch-politische Interventionen im öffentlichen Raum.
Time & Location
Jun 29, 2023 | 07:00 PM
Universität der Künste Berlin
Hardenbergstr. 33
10623 Berlin
Raum 310
Further Information
Die Vortragsreihe wird organisiert vom Fachbereich Kunst- und Kulturgeschichte der UdK und dem Teilprojekt B06 „Architektonische Interventionen im Spannungsfeld von digitaler Technik, Prozessualität und Improvisation“ (UdK: Susanne Hauser, Hannah Strothmann; FU Berlin: Eva-Maria Ciesla, Julia Weber).