art thinking doing art. Künstlerische Praktiken in Bildungszusammenhängen von 1900 bis heute
News vom 22.03.2023
Call for Papers
Veranstaltungsort und -zeit: Medienhaus der UdK, 23./ 24. Juni 2023
Einsendeschluss: 17. April 2023
Es gibt eine Art autoritäres Konzept davon, was Kunst ist und wie sie gemacht und als Praxis vermittelt wird, das die Art und Weise übersieht, wie in nicht-autoritären, widerständigen oder anarchistischen Kontexten davon abweichende Wissens- und Produktionsformen der Kunst entwickelt worden sind. Um traditionellen, akademischen kunstpädagogischen Unterrichtsformen, die mit Machtstrukturen behaftet sind, etwas entgegenzusetzen, wollen wir uns mit alternativen Vermittlungsformen beschäftigen. Dieser Workshop lädt Wissenschaftler*innen ein, die weniger bekannte Modelle der Vermittlung künstlerischer Praktiken mit einem offenen Ansatz zwischen 1900 und der Gegenwart untersuchen wollen. Neben Kunst- und Designschulen, die sich von autoritären akademischen Institutionen absetzten oder Formationen, die in die Akademie eingegriffen haben, sollen auch künstlerische Kollektive berücksichtigt werden, die ihre eigenen Vermittlungskonzepte außerhalb der Institution etablierten. Ziel ist es, innerhalb der Kunstgeschichte aufzuzeigen, wie der Ort, an dem Künstler*innen ausgebildet werden, einen Einfluss auf die Formen und Bedeutungen hat, die sie produzieren. Anhand von historischen Fallstudien und zeitgenössischen Beispielen soll eine kunsthistorische Erzählung an der Schnittstelle von Praxiswissen und Kunstpraxis formuliert werden. Wir sind besonders an Beiträgen interessiert, die weniger bekannte und marginalisierte Modelle außerhalb Europas und der USA thematisieren.
Mögliche Studien bzw. Interessenfelder:
–– antitraditionelle Kunsterziehung und Gestaltungsausbildung in Kunst-, Werkstatt-, Kunstgewerbe- und Designschulen, in Künstler*nnenkolonien und Gemeinschaften der Lebensreform- und Frauenbewegung (z.B. Debschitz-Schule, Werkstattschule Krefeld, Reimanschule Berlin, KNUST Ghana, Black Mountain College)
–– nicht-westliche kunstpädagogische Modelle außerhalb Europas und der USA; vor allem marginalisierte transkulturelle Formen der kunstpädagogischen Vermittlung im Kontext der antikolonialen und antirassistischen Befreiungsbewegungen des 20. Jahrhunderts (z.B. Flávio de Carvalho, Shantiniketan, Paulo Freire, bell hooks); aktuelle Beispiele der Transkulturation von kunstpädagogischen Konzepten im politischen Kontext, zum Beispiel antirassistischer Bündnisse
–– institutionskritische, antiautoritäre Bildungskonzepte, die auf westliche akademische Situationen seit den 1960er/70er-Jahren reagierten, und die z.T. eine Praxis der sozial engagierten Kunst etablierten mit Wissensvermittlung als einem Prozess, der den eigenen Körper und die Sinne sowie Materialien auf aktive Weise einbezieht (z.B. kritische Pädagogik von Michael Asher, Adrian Piper, Mary Kelly, Alan Kaprow, Kunstakademie Düsseldorf, California Institute of the Arts, Bezalel Academy of Art and Design Jerusalem)
–– Beispiele für ungerichtete Lernmodelle, bei denen die feministische Bildungstheorie in die Kunstpraxis einbezogen wird (Charles Groin, Suzanne Lacy). Pädagogische Formen von LGBTQ+- und BAME-Künstler*innen, -Designer*innen und -Handwerker*innen als Gegenentwurf zu traditionellen Formen der Kunstvermittlungspraxis
–– weitere Räume, in denen Lehrformate aufgebrochen wurden.
Wir freuen uns über Vorschläge für eine Fallstudie, die im Rahmen des Workshops bearbeitet werden soll. Die Präsentationsform ist offen, einem Impulsreferat von 5-10 Minuten folgt die Diskussion. Eingeladen zur Bewerbung sind Wissenschaftler*nnen unterschiedlicher Statusgruppen aus der Kunstgeschichte und verwandten Disziplinen.
Die Workshop-Sprache ist Englisch. Der Workshop implementiert Laborformate, wie künstlerische Interventionen und Diskussionsformate, bei denen Wissenschaften und Künste zusammenarbeiten. Die Veranstalter sorgen ggf. für die Unterbringung und erstatten die anfallenden Kosten für die Reise (Deutsche Bahn 2. Klasse).
Bitte senden Sie Ihr Abstract (max. 350 Wörter) zusammen mit einem kurzen Lebenslauf bis zum 17.4.2023 an Sandra Neugärtner (sandra.neugaertner@leuphana.de) und Anna Brus (abrus@uni-koeln.de), Betreff: „art thinking doing art“. Eine Rückmeldung erhalten Sie bis Mitte Mai.
Die Organisatorinnen beabsichtigen, Beiträge des Workshops zur Veröffentlichung auszuwählen.
Organisiert und konzipiert von Sandra Neugärtner in Zusammenarbeit mit Anna Brus. Ausgerichtet vom SFB 1512 „Intervenierende Künste“, in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin, der Universität zu Köln und der Leuphana Universität Lüneburg.