Workshop mit Çiğdem Inan

Die Frage nach der Rolle von Affekten, sowohl in der Konstitution rassistischer Gewalt- und Unterdrückungsverhältnisse als auch als Bedingung antirassistischer Praktiken, rückt in der kritischen Rassismusforschung immer mehr in den Fokus. Will man die spezifische Performativität und Symbolik antirassistischer Protestbewegungen wie der Initiative 19. Februar begreifen, ist eine Analyse der diesen zugrunde liegenden affektiven Dynamiken unerlässlich. Zu Letzterem hat im deutschsprachigen Raum die Soziologin Çiğdem Inan zahlreiche instruktive Arbeiten vorgelegt, durch welche sie zugleich der Einführung affekttheoretischer Ansätze in die deutsche Rassismusforschung maßgeblichen Vorschub geleistet hat. In ihren Analysen arbeitet Inan heraus, dass antirassistische Proteste, wie sie in Folge rassistischer Anschläge wie in Mölln, Rostock-Lichtenhagen und Solingen, der NSU-Mordserie oder des rassistischen Terrorattentats in Hanau entstanden sind, in einem affektiven Klima gründen, das von Täter*innen-Opfer-Umkehr und kategorischer Nichtbeachtung der Affektivität migrantisierter Bevölkerungsteile geprägt ist. Die Proteste von rassistischer Gewalt betroffener Gruppen erfolgen daher laut Inan auf der affektiven Basis enteigneter Trauer. Auf Basis dieser distinkten affektiven Ausgangssituation entwickeln antirassistische Bewegungen laut Inan eine eigene Performativität und Protestkultur, die klassische Subjektkategorien ebenso unterlaufen wie national eingeengte Deutungsschemata und so womöglich den Weg zur Verwirklichung transversaler Solidarität vorzeichnen.

Wir freuen uns, zusammen mit der Autorin zwei ihrer jüngsten Texte diskutieren zu können. Die Lektüre wird den Workshopteilnehmer*innen im Vorhinein zur Verfügung gestellt. Um Zugang zu erhalten, senden Sie bitte eine E-Mail an Imyeon Han: imyeon.han@fu-berlin.de