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Workshop | Gegenforensische Perspektiven auf rassistische staatliche Gewalt und Komplizenschaft

19.03.2025 | 14:30 - 18:00

Veranstaltung in englischer Lautsprache | Eintritt frei | Anmeldung erforderlich | barrierefrei

Diese Veranstaltung wird organisiert und durchgeführt vom Teilprojekt C04 „Zwischen Öffnung und Schließung: Politische Bewegungen und künstlerische Intervention“ des Sonderforschungsbereichs Intervenierende Künste. Sie findet am Centre for Social Critique der Humboldt Universität zu Berlin statt.

Das Bestreben, rassistische Gewalt zu erkennen, zur Sprache zu bringen und zu bekämpfen, wirft immer auch Fragen der sozialen Ästhetik auf. Gerade dort, wo die Gewalt sich nicht auf das Handeln einzelner Personen reduzieren lässt, wie etwa in Fällen staatlicher, institutioneller oder struktureller rassistischer Gewalt, entzieht sie sich tendenziell der öffentlichen Wahrnehmung. Im Zusammenhang mit rassistischer Gewalt im In- und Ausland stellt sich daher die Frage, wie normalisierte rassistische Wahrnehmungsmuster in der Gesellschaft die Bewertung dieser Ereignisse prägen.

Wir wollen dies anhand zweier aktueller Fälle diskutieren, nämlich des Terroranschlags in Hanau 2020, bei dem Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kaloyan Velkov, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz und Vili Viorel Păun ermordet wurden, sowie anhand Deutschlands kontinuierlicher militärischer Unterstützung und Komplizenschaft mit Israels Militärkampagne in Gaza, die laut zahlreicher UN-Expert*innen und Menschenrechtsorganisationen als Völkermord aufzufassen ist.

Unter welchen Umständen wird rassistische Gewalt als solche (v)erkannt und (nicht) ernst genommen? Durch welche gesellschaftlich eingeübten ästhetischen Praktiken werden soziale Räume als Orte der Gefahr und Bedrohung markiert und das Leben der Menschen, die sie bewohnen oder frequentieren, damit unbetrauerbar gemacht? Wie spiegelt sich die Normalisierung rassistischer Gewalt im Handeln von Polizei, Untersuchungsausschüssen, Gerichten und Regierungen wider, die mit der behördlichen Aufklärung und rechtlich-politischen Bewertung rassistischer Gewalttaten betraut sind?

Fragen wie diese stehen im Zentrum der Arbeit der Londoner Forschungseinrichtung  Forensic Architecture (FA) und ihrer Berliner Schwesterorganisation Forensis. FA/Forensis untersucht Fälle von Gewalt durch staatliche und unternehmerische Akteure und kombiniert dabei wissenschaftliche, künstlerische und politische Ansätze und Methoden.

Im Workshop wird Dimitra Andritsou, eine der leitenden Ermittlerinnen zum Anschlag in Hanau, insgesamt drei Untersuchungen vorstellen: Im ersten Block werden zwei Untersuchungen präsentiert, die FA/Forensis im Kontext des rassistischen Terroranschlags in Hanau zusammen mit den Überlebenden und Angehörigen der Ermordeten in der Initiative 19. Februar Hanau durchgeführt hat. Im zweiten Block wird eine laufende Untersuchung von FA/Forensis vorgestellt, die sich mit der historischen und gegenwärtigen Entwicklung deutscher Waffenexporte an den Staat Israel beschäftigt. Konkret wird untersucht, wie Deutschland trotz des Urteils des Internationalen Gerichtshofs über die plausible Gefahr eines Völkermords an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza, Israel weiterhin durch Waffenlieferungen militärisch unterstützt hat. Durch die Korrelation dieser Untersuchungen wollen wir der Frage nach den Zusammenhängen von rassistischer Gewalt im Inland und staatlicher wie unternehmerischer Gewalt auf der internationalen und globalen Ebene nachgehen.

Da wir im Workshop vor allem die methodologischen und konzeptionellen Ansätze, Brüche, Weiterentwicklungen und Schärfungen in der Arbeit von FA/Forensis diskutieren werden, bitten wir allen Teilnehmenden, sich im Vorhinein über die folgenden Links mit den Untersuchungen vertraut zu machen:

Rassistischer Terroranschlag in Hanau: Die Arena Bar (Video)

Rassistischer Terroranschlag in Hanau: Der Polizeieinsatz (Video)

Deutsche Rüstungsexporte nach Israel (Textzusammenfassung des Untersuchungsberichts)

Zeit & Ort

19.03.2025 | 14:30 - 18:00

Humboldt Universität zu Berlin, Center for Social Critique, Friedrichstraße 191-193, 10117 Berlin

Weitere Informationen

Da die Anzahl der Plätze vor Ort begrenzt ist, bitten wir im Voraus um verbindliche Anmeldung bei Clara von Hirschhausen: clara.hirschhausen@fu-berlin.de
Für alle weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Robin Celikates: robin.celikates@fu-berlin.de