Veranstaltung in englischer Lautsprache | Eintritt frei | Anmeldung erforderlich | barrierefrei
Der Workshop beleuchtet Entscheidungsprozesse aus künstlerischen und gruppendynamischen Perspektiven, wobei der Fokus auf musikalischen Konstellationen liegt. Historische westliche Musiktheorien kontextualisieren oft polyphone Regelwerke und stützen sich dabei auf Analogien zwischen Kunst und Lebenswirklichkeit. Diese Interaktionen der verschiedenen Codes – Gesten, Proportionen, Temperament – sind auch in der Kompositionstheorie des frühen 20. Jahrhunderts spürbar, wo soziale Strukturen in der Polyphonie erhalten bleiben.
Johann Mattheson behauptet in seiner Kompositionslehre (1739), dass das Festhalten an einer Harmonie eher rhythmische Impulsivität als klangliche Ruhe zeigt. Moritz Hauptmanns auf Hegels Philosophie gestützte Theorie der Harmonik und der Metrik (1853) geht von einem dialektischen Konflikt in der Metrik aus, aus dem musikalische Bewegung hervorgeht. Arnold Schönberg erkennt eine epistemologische Kluft zwischen musikalischen Regeln und wissenschaftlicher Akustik und postuliert, dass Dissonanzen größere Konflikte in polyphonen Prozessen erzeugen als Konsonanzen.
Die Diskussion über Eskalationsprozesse, die Schönberg und andere ansprechen, reicht über den Zusammenbruch der Tonalität um 1910 hinaus und spiegelt sich in heutigen Denkmodellen wider, sei es im Diskurs über Klimawandel oder im Nachdenken über tipping points. Pierre Boulez’ Theorien über glatte und gekerbte Räume zeigen, dass strukturelle Ballungen und Konflikte auch für die zeitgenössische Musik relevant bleiben.
Der Workshop lädt Beiträge aus verschiedenen künstlerischen Disziplinen ein, um zu erforschen, ob prozessimmanente Signale auf tipping points in polyphonen Praktiken hinweisen. Ziel ist es, kommunizierbare Faktoren in der Kunst zu identifizieren, die alternative Modelle für das Verständnis nicht-linearer Prozesse in Natur und Gesellschaft anregen können.
Von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr findet ein Programmpunkt mit Dana Caspersen statt. Die Plätze dafür sind begrenzt, um Anmeldung wird gebeten. Weitere Teilnehmende aus den Bereichen der Choreographie, Musik sowie der visuellen und generativen Kunst werden die Diskussion um spannenden Fragen bereichern.
Die Veranstaltung wird organisiert und durchgeführt von Ariane Jeßulat und Jasmina Samssuli vom Teilprojekt A04.
Zeit & Ort
21.11.2024 | 10:00 - 19:30
Universität der Künste, Kammersaal, Fasanenstraße 1B, 10623 Berlin
Weitere Informationen
Um Anmeldung wird gebeten bei Jasmina Samssuli (j.samssuli@udk-berlin.de) oder Ariane Jeßulat (a.jessulat@udk-berlin.de).