Veranstaltung in deutscher Lautsprache | Eintritt frei | Anmeldung erbeten, begrenzter Platz | kein barrierefreier Zugang
Wer sich mit der gesellschaftlichen Rolle der Künste und Kunstschaffenden in der Geschichte der Bundesrepublik seit 1945 beschäftigt, stellt fest, dass sie in den allgemeinen zeitgeschichtlichen Narrativen und Deutungen kaum vorkommen. In der Forschung werden sie weiterhin nicht als Faktor allgemeiner gesellschaftlicher Entwicklungen wahrgenommen, sondern erscheinen, wenn überhaupt, bloß als deren Indikator.
Das gilt insbesondere für bildende Künstler*innen – mit Ausnahme der prominenten Figur Joseph Beuys. In der Geschichtsschreibung zum Nationalsozialismus wie zur DDR, in der die Künste mehr Raum einnehmen als in jener zur Bundesrepublik, werden sie vor allem aus dem Blickwinkel der politischen Instrumentalisierung bzw. von der Gegenseite her als Ausweis von Dissidenz und Opposition gedeutet. Dabei ist die Zeit seit 1945, insbesondere die 1960er und 1970er Jahre, in der Bundesrepublik gekennzeichnet durch ein Kunstschaffen, das im Zuge einer Politisierung der Künste eine neue Symbiose von Kunst und Gesellschaft bzw. Politik fordert. Gerade hier erscheinen die Künste als ein wichtiger Faktor gesellschaftlicher Entwicklungen.
Der Workshop wird vom Teilprojekt A05 "Gegenöffentlichkeiten? Zur gesellschaftspolitischen Verortung intervenierender Künste im postideologischen Zeitalter (1970–2010)" organisiert. Ziel des Workshops ist es, Forschende in diesem vielversprechenden emerging field einer Zeitgeschichte der Künste miteinander in einen Austausch zu bringen und unter anderem Fragen nach Unterschieden zwischen verschiedenen Künsten oder der Rolle kulturpolitischer Akteur*innen sowie das Potenzial einer interdisziplinären Debatte zu diskutieren.
Programm:
9:30 Uhr Ankunft & Begrüßung 10:00 Uhr Einführung 11:00 Uhr Nationalsozialismus und Nachkrieg13:00 Uhr Mittagspause 14:00 Uhr Politisierung und EntpolitisierungAlexandra Axtmann (Karlsruhe): Harald Duwe und der kritische Realismus der Nachkriegszeit
Nereida Gyllensvärd (Hamburg): Akteur, Instrument, Mitläufer? Die kulturpolitische Rolle der Hamburger Kunsthalle im Nationalsozialismus
Florian Korn (Leipzig): Bilder der Erinnerung im geteilten Deutschland
Moderation: Paul Nolte
16:00 Uhr Kaffeepause 16:30 Uhr Popkultur und Dissens, Ost und WestTheresa Angenlahr (Berlin): Der studentische Protest gegen die Deutsche Gesellschaft für bildende Kunst − ein Bildersturm?
Alexander Kraus (Wolfsburg): Der unterschätzte Akteur. Kunst als kommunalpolitisches Handlungsfeld
Dorothea Schöne (Berlin): Die Entpolitisierung der Kunst – Zur offenen und versteckten Politik in der Kunst und Kunstgeschichtsschreibung nach 1945
Moderation: Marla Heid
18:30 Uhr Schlussdiskussion 19:00 Uhr EndeTobias Becker (Berlin): Kunst = Pop, Pop = Kunst?
Jutta Braun/ Anja Tack (Potsdam): Nach den Regeln der Kunst? Künstlerische Aushandlungsprozesse zwischen Affirmation und Subversion in Ost und West
Tom Koltermann (Potsdam): Rockmusik als offizielle Staatskultur in der DDR? Vom Umgang mit Pop und Politisierung in der zeithistorischen Forschung
Moderation: Theresa Angenlahr
Zeit & Ort
24.11.2023 | 09:30 - 19:00
SFB 1512 Intervenierende Künste, Seminarraum, Grunewaldstr. 34, 12165 Berlin
Weitere Informationen
Anmeldung bis zum 17.11.2023 erbeten unter: A05@sfb1512.de