New Mercator-Fellow Lia Rodrigues
News from Oct 16, 2023
The CRC welcomes its new Mercator-Fellow Lia Rodrigues.
Die brasilianische Choreografin Lia Rodrigues wurde 1956 in São Paulo geboren und studierte Klassisches Ballett und Geschichte an der dortigen Universität. Nach einem Aufenthalt als Tänzerin in Frankreich gründete sie 1990 die Companhia de Danças in Rio de Janeiro und rief 1992 mit dem Panorama Festival die bedeutendste Großveranstaltung für Gegenwartstanz in Brasilien ins Leben. Seit 2004 hat Rodrigues‘ Kompanie ihren Arbeitsmittelpunkt in die Favela de Maré im Norden von Rio de Janeiro verlegt, um dort gemeinsam mit der Nicht-Regierungsorganisation Redes de Desenvolvimento da Maré ausbildend und künstlerisch tätig zu werden. Aus dieser Kooperation gingen 2009 das Centro de Artes da Maré und 2011 die Escola livre de Danças de Maré hervor.
Während ihres Mercator-Fellowships möchte Lia Rodrigues das Projekt „Butterflies that drink turtle tears – some attempts to create syntropically” realisieren. Der Begriff ‚syntropische Agroforstwirtschaft‘ bezeichnet ein System, das der Schweizer Ernst Götsch in den 1970er-Jahren entwickelt hat und das seit 1984 in Brasilien praktiziert wird. Dabei geht es darum, zugunsten von Nachhaltigkeit und Biodiversität Dynamiken optimaler natürlicher Ökosysteme nachzuahmen. Pflanzen, Tiere und Menschen werden als ein komplexes, wechselseitig miteinander verbundenes System verstanden, an die Stelle der Zerstörung tritt die Bemühung um Heilung, Wachstum und Vielfalt. Rodrigues übernimmt zentrale Ideen dieses Konzepts für ihr künstlerisch-soziales Projekt. Ihre Arbeit steht besonders mit den Inhalten der Teilprojekte A03 und B02 sowie mit der AG „Dekolonisierung und (post-)konzeptuale Kunstproduktion“ in Zusammenhang.