Asja Lācis heute. Künstlerische Interventionen und Positionen
Mit Andris Brinkmanis, Inga Gaile, Mirja Reuter und Ingo Tomi.
Öffentliche szenische Lesung des aktuellen Stückes von Inga Gaile „Bad Mother“.
Nach den zwei historisch ausgerichteten Veranstaltungen waren zum dritten Labor am 27. April 2023 aktuelle künstlerische Positionen eingeladen: Die Rigaer Autorin Inga Gaile, die seit Beginn eng verbunden ist mit dem kollaborativen Forschungsprojekt „Offene Beziehungen“, berichtete in einem Produktionsgespräch zu der noch nicht abgeschlossenen Arbeit an ihrem aktuellen Stück, in dem sie sich mit dem feministischen Erbe von Asja Lācis als Aktivistin, Theatermacherin, Geliebter, Mutter und historischer Figur auseinandersetzt – im bewussten Anschluss an zeitgenössische feministische Positionen. Der Kurator Andris Brinkmanis (Riga/Mailand), der 2017 Lācis durch seinen documenta-Beitrag erstmals im internationalen Kunstdiskurs situierte, zeigte umfangreiches Bildmaterial aus seiner jahrzehntelangen Recherche- und Sammlungstätigkeit zu Lācis und erläuterte Ausstellungs- und Präsentationskonzeptionen, in die von Lācis und Benjamin geprägte Denkfiguren wie „Porosität“ oder „Konstellation“ Eingang fanden. In Rückbindung an das erste Labor stellte erneut Mirja Reuter ihre gemeinsam mit Florian Gass praktizierte Theaterarbeit mit Kindern vor. Stand bei ihrem ersten Besuch der Aspekt der sozialen Arbeit mit künstlerischen Mitteln und unter spezifischen, institutionellen Produktionsbedingungen im Vordergrund, so lag der Fokus durch die Konstellation des dritten Labors auf den implizit an Lācis anschließenden situativ, relational, und improvisatorischen Verfahren ihrer Arbeit. Mit diesem Beitrag öffnete sich erneut der Fragehorizont nach den vielfältigen und teils indirekten zeitgenössischen Anknüpfungspunkten an Asja Lācis’ Theaterarbeit, dem wir in unserer Beschäftigung mit Lācis weiter nachgehen werden.
Wie schon in den ersten beiden Laboren kamen die Podestelemente auch diesmal zum Einsatz, wurden je nach Bedarf verschoben und veränderten so ihre Funktion im Raum je nach Programmpunkt. Den Auftakt der Veranstaltung bot eine performative Übung zu dem titelgebenden Lied aus Inga Gailes Stück „BAD MOTHER“ , bei der die Teilnehmenden den Liedtext einzeln und im Chor lasen und ihn gestisch im Raum aktivierten. Zum Ende des Labors bereiteten alle Teilnehmenden gemeinsam mit Konstanze Schmitt und dem Schauspieler und Performer Ingo Tomi die abschließende, öffentlich stattfindende szenische Lesung von Inga Gailes Stück vor. Rollen und Szenen wurden verteilt, improvisiert und abgesprochen. Die öffentliche Performance fand im Sinne eines Lehrstücks kollektiv von und für die Teilnehmenden statt.